4.-7. August 2022, Strzegom (POL)
Historischer Erfolg für die irischen Springreiter
Mit den Iren muss man immer rechnen, ob sie nun Connemara Ponys im Team haben oder nicht. Schon früh in der Freiluftsaison bewies das Team seine Stärke mit dem Sieg im Nationenpreis von Opglabbeek (BEL) vor Frankreich und den Niederlanden. Der Sieger im Großen Preis hieß im April James Derwin, sein Pony – nach dem Verkauf der Ausnahmestute Cul Ban Mistress nach England – Rincoola Babog. Auch in Strzegom hatte er den 11-jährigen Fuchshengst unter dem Sattel, ein inzwischen aufgrund seiner Leistung gekörtes Irish Sport Horse vom KWPN-Hengst Luidam. Wie übermächtig die Jungen-Mannschaft aber sein sollte, damit hatten wohl die Wenigsten gerechnet.
Eröffnungsspringen
Die erste Qualifikation stellte für viele Paare kein Problem dar, so dass am Ende des Tages gleich 29 Reiter*innen und sechs Mannschaften ohne Fehler dastanden: Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, die Niederlande und Schweden. Letztere hatten mit Barravalley Shadow, Munsboro Meg, Pat’s Choice und Shanbo Ciaran wieder einmal die meisten Connemara Ponys dabei. Ellionore Edgren und Shanbo Ciaran schieden leider in der ersten Runde aus, was mit 32 Strafpunkten verbucht wurde. Sie hätte weiter reiten dürfen, zog aber ebenso wie das junge belgische Talent Robin Vermeir zurück.
Das britische Team um die Routiniers Tabitha Kyle, Tilly Bamford und Poppy Deakin stand ebenso bei vier Fehlern wie Belgien und Norwegen, das nur drei Paare am Start hatte. Bei den Deutschen klapperte es bei jedem Paar, so dass am Ende des Tages 12 Fehlerpunkte in die Bilanz einflossen.
Mannschaftswertung
Zwei schwere Umläufe sollten am zweiten Tag die Spreu vom Weizen trennen, so dass am Ende nur noch sechs Reiter*innen ohne Fehler waren: drei aus Irland, zwei aus Frankreich auf Connemara Partbreds und eine aus Dänemark. Im belgischen Team kam kein Paar ohne Fehler aus dem ersten Umlauf, selbst die zweifache Landesmeisterin Laure Tijskens mit ihrem erfahrenen Navayo hatte acht Fehlerpunkte zu verzeichnen. Vielleicht war der Druck zu groß: Laure hatte kürzlich im Interview mit dem französischen Magazin Poney As gesagt, sie sei immer sehr nervös.
Beim italienischen Team blieben Rexter d’Or und Audrey Venturi zwar fehlerfrei, doch die 24 Punkte der beiden anderen zählten leider. Ganz ähnlich erging es den Schwedinnen, wo nur Munsboro Meg und Selma Staffare ihre blütenweiße Weste behielten. Bilanz des ersten Umlaufs: 20 Punkte. Diese drei Nationen verabschiedeten sich also schon früh aus der Medaillenjagd.
Die Britinnen ereilte das gleiche Schicksal wie die Belgierinnen, jedes Paar hatte Fehler. Noch schlimmer erwischte es das kleine Team Norwegens, wo die unrühmlichen 25 Punkte von Shannon’s Joy leider voll zählten, weil es kein Streichergebnis gab. Deutschland hingegen konnte etwas Boden gut machen, lediglich vier Punkte kamen hinzu. Emile Baurand und Ami, am Vortag mit fünf Punkten belastet, blieben im ersten Umlauf ohne Fehler.
An der Spitze fing sich Frankreich vier Fehlerpunkte ein, als Ungaro of Qofanny in den Wassergraben fußte, doch Daenerys d’Hurl’Vent und Nohlan Vallat, sowie die amtierende französische Meisterin Emma Gay Le Breton auf Bad Boy du Beau Mont blieben fehlerfrei. Und die Iren? Die hielten scheinbar mühelos die Führung mit null Fehlerpunkten.
Im zweiten Umlauf lief es bei vielen Paaren besser, insgesamt blieben 20 ohne Fehler. Für die Däninnen galt das leider nicht: Magdalene Rose Mikkelsen und Attyrory Rebel hatten ebenso zwei Fehler wie Laura Sargent und Foxtown Elderberry. Lediglich Silje Frederikke Kristoffersen auf dem kleinen Warmblut Why Not Equus blieb fehlerfrei. Das dänische Team beendete die Mannschaftswertung mit 20 Punkten, gleichauf mit den Deutschen, auf Rang 5.
Die Britinnen griffen noch einmal richtig an, ließen frühere Stärke ahnen und etablierten sich mit 16 Punkten an vierter Stelle. Bei Poppy Deakin und ihrer Partbred-Stute aus französischer Zucht, Armene du Costilg, blieben in dieser Runde alle Stangen liegen. Das niederländische Team unter Führung von Siebe Leemans, 2021 noch Bronzemedaillengewinner in der Einzelwertung mit Voodstock de l’Astree, verbesserte sich gegenüber der ersten Runde und sicherte sich mit 12 Punkten Bronze.
Bei den Bleuets hielten die Nerven: null Fehlerpunkte aus dem zweiten Umlauf bedeuteten Silber! Denn auch die Iren erwiesen sich als nervenstark, beendeten die Teamwertung ohne Fehler und holten unangefochten die Goldmedaille.
Ergebnis Mannschaft
1. | Team Irland | 0 | |
2. | Team FRA | mit Bad Boy du Beau Mont (0/0/0), Daenerys d’Hurl’Vent (0/0/0), All Best du Rond Pre (0) | 4 |
3. | Team NED | 12 | |
4. | Team GBR | mit Armene du Costilg (4/8/0) | 16 |
5. | Team GER | mit Ami (5/0/4) | 20 |
5. | Team DEN | mit Foxtown Elderberry (0/4/8), Attyrory Rebel (0/0/8), Jasmines Holly (4/4/8) | 20 |
7. | Team BEL | 32 | |
7. | Team SWE | mit Pat’s Choice (0/12/4), Barravalley Shadow (0/16/8), Munsboro Meg (0/0/8), Shanbo Ciaran (32) | 32 |
9. | Team ITA | mit Rexter d’Or (0/0/4), Beauty Curl du Marais (12) | 66 |
10. | Team NOR | mit Shannon’s Joy (0/25/4) | 73 |
Finale Einzelwertung
Die besten 30 Paare waren für das Finale qualifziert, bei dem noch einmal zwei Umläufe zu bewältigen waren. Hinter den bis dato fehlerfreien Kombinationen lagen gleich sieben mit jeweils 4 Fehlerpunkten, gefolgt von weiteren sechs mit 8. Der anspruchsvolle Parcours mit einer knapp bemessenen Zeit verlangte den Ponys im ersten Umlauf alles ab. Beste Reiterin des Tages war übrigens die finnische Einzelstarterin Rachel Törnblom mit ihrer KWPN-Stute Helga TH.O. Aufgrund der in den vorigen Runden gesammelten 12 Punkte konnte sie aber nicht mehr in den Medaillenentscheid eingreifen.
Von den bis dato fehlerfreien Paaren erwischte es im ersten Umlauf vier: Silje Frederikke Kristoffersen und Why Not Equus kamen mit 12 Fehlerpunkten ins Ziel. Nohlan Vallat und Daenery’s d’Hurl’Vent nahmen den ersten und den letzten Sprung mit, während Teamgefährtin Emma Gay Le Breton und Bad Boy du Beau Mont einmal patzten. Der Ire Coen Williams ritt seine Luidam-Tochter Saxton Freedam sehr verhalten auf Sicherheit und bewies doch viel Zeitgefühl: drei Zeitfehlerpunkte lautete sein Ergebnis. Damit lag er vorläufig auf dem Bronzerang hinter James Brennan mit der selbst gezogenen MHS Glow und James Derwin mit Rincoola Babog, die beide weiterhin mit null Fehlerpunkten in Führung lagen.
Die Schweizerin Laura Andre und Clementine, die Italienerin Audrey Venturi mit Rexter d’Or und die Schwedin Selma Staffare mit Munsboro Meg schieden nach Verweigerungen ebenso wie die Deutsche Hanna Bräuer mit Cookie leider aus. Arwen Le Saux gab auf, nachdem ihr All Best du Rond Pre immer heißer wurde und dann in der dreifachen Kombination eine Verweigerung hatte. Poppy Deakin zog ihre Armene du Costilg nach dem ersten Umlauf zurück, so dass noch 22 Paare zum zweiten, deutlich verkürzten Umlauf antraten.
Dass der Parcours diesmal nicht ganz so schwer war, zeigte sich an gleich 14 fehlerfreien Ritten. Ein solcher gelang auch Laura Sargent mit ihrem Foxtown Elderberry, so dass das Paar am Ende mit insgesamt 17 Punkten auf Rang 16 lag. Ihnen gleich taten es Magdalene Rose Mikkelsen und Attyrory Rebel, die die EM mit 16 Punkten auf Rang 11 abschlossen. An gleicher Position fanden sich auch Ami und Emile Baurand wieder, die im ersten Umlauf sieben, im zweiten aber null Fehlerpunkte hatten. Damit verbesserten sie sich gegenüber dem Vorjahr um elf Plätze!
Glaubte zu diesem Zeitpunkt noch jemand, dass die Iren das Edelmetall nicht schon sicher in der Tasche hatten? Daenerys d’Hurl’Vent und Nohlan Vallat gaben sich jedenfalls alle Mühe und blieben ohne Fehler. Die ärgerlichen acht Punkte aus dem ersten Umlauf ließen sich aber nicht weghexen und so blieb am Ende der sechste Platz. Da landeten auch Bad Boy du Beaut Mont und Emma Gay Le Breton, bei denen leider noch einmal eine Stange fiel.
Die Top 5 blieb allesamt ohne Springfehler im zweiten Umlauf, was bedeutete, dass Eoin Brennan und Glor Tire Cruise mit fünf Punkten Fünfte wurden. Der ärgerliche Tapser in den Wassergraben und die daraus resultierenden vier Punkte brachte Lou Ann Beraud und Ungaro of Qofanny auf den vierten Platz – Blech in Deutsch, Schokolade in Frankreich.
Das gesamte Podium war also irisch, eine solche Dominanz einer Nation hatte es zuletzt 1982 (!!) in Kopenhagen gegeben. Damals gelang das den britischen Ponyreiter*innen. Coen Williams ritt zwar wieder auf Sicherheit, blieb aber in der Zeit und holte sich mit seinen drei Zeitfehlerpunkten Bronze. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir also schon, dass der neue Europameister ziemlich sicher James heißen würde. Tatsächlich blieben beide wieder ohne Fehler und es musste ein Stechen um Gold geben.
Wenn die Iren alle eins können, dann schnelle Runden im Stechen. James Brennan musste mit seiner neunjährigen Dondoctro Royal K-Tocher MHS Glow als erster Reiter ins Stechen. Die Spannung stieg ins Unermessliche. Brennan, der natürlich um die Fähigkeiten seines Konkurrenten wusste, riskierte alles. Nach 30,66 Sekunden ritt er über die Ziellinie, doch leider war eine Stange gefallen. Das machte James Derwin, der im Vorjahr mit Cul Ban Mistress Platz 21 belegt hatte, die Taktik leicht: Auf Sicherheit bedacht, absolvierte er eine zügige Runde ohne Fehler in 35,19 Sekunden und gewann verdient die Goldmedaille.
Ergebnis Einzelwertung
Rang | Pony | Reiter*in | Erg. |
---|---|---|---|
6. | Bad Boy du Beau Mont | Gay le Breton, Emma FRA | 8 |
6. | Daenerys d’Hurl’Vent | Vallat, Nohlan FRA | 8 |
11. | Attyrory Rebel | Mikkelsen, Magdalena Rose DEN | 16 |
11. | Ami 14 | Baurand, Emile | 16 |
16. | Foxtown Elderberry | Sargent, Laura DEN | 17 |
Rang 23 | Armene du Costilg | Deakin, Poppy GBR | |
Rang 24 | All Best du Rond Pre | Le Saux, Arwen FRA | |
Rang 24 | Rexter d’Or | Venturi, Audrey ITA | |
Rang 24 | Munsboro Meg | Staffare, Selma SWE | |
Rang 24 | Clementine | Andre, Laura SUI | |
Rang 32 | Pat’s Choice | Jenderholt, Ophelia SWE | |
Rang 32 | Jasmines Holly | Dresler, Olivia DEN | |
Rang 38 | Barravalley Shadow | Ohlinger Axelsson, Willia SWE | |
Rang 41 | Beauty Curl du Marais | Privitera, Lorenzo ITA | |
Rang 42 | Shannon’s Joy | Arebrot Skai, Julie, NOR | |
xx | Shanbo Ciaran | Edgren, Ellinore SWE |
Pedigrees
- All Best du Rond Pré – Partbred – 2010 – S – Fa – Linaro x Jingle de la Scarpe von Bel Ami du Ruere
- Ami 14 – 2006 – S – Schi – Hazy Smart Boy x Asha von Frederiksminde Hazy Marvel
- Armene du Costilg – Partbred – 2010 – S – DF -Roudoudou d’Hurl Vent x Kraayendaals Blossom (Pocahontas IV) von Sweet William
- Attyrory Rebel – 2006 – W – Db – Tempo Active Atlas x The Greenaun Rose von Coosheen Bailey
- Bad Boy du Beau Mont – Partbred – 2011 – W – B – Leopard de Mahoud x Rafale du Marais von Allegreto
- Barravalley Shadow – 2013 – W – Fa – Templebready Fear Bui x Kilbrien Lass von Tulira Robuck
- Beauty Curl du Marais – 2011 – H – Schi – Idefix du Villon x Kiss Curl of Laps von Garryhinch Millrace
- Clementine – Partbred – 2012 – S – Schi – Mozart de Beny x Salie von Jocker des Nouettes
- Daenerys d’Hurl’Vent – Partbred – 2013 – S – Schi – Roudoudou d’Hurl’Vent x Ravage des Etisses von Quidam de Revel
- Foxtown Elderberry – 2007 – W – Fa – Monaghanstown Boy x Milford Mulberry von Ashfield Hunter’s Jewel
- Jasmines Holly – Partbred – 2011 – S – B- Weststar Sunny x Dancing Jasmine von Moores Clover
- Munsboro Meg – 2008 – S – Schi – Cashelbay Cruise x Ginger Meg von Monaghanstown Fred
- Pat’s Choice – 2009 – W – Schi – Tulira Robuck x Rathcoona Dreamer von Westside Fred
- Rexter d’Or – Partbred – 2005 – H – Dexter Leam Pondi x Neide d’Or von Elf d’Or
- Shanbo Ciaran – 2010 – W – B – Urrachree Clad x Shanbo Mirah von Westside Mirah
- Shannon’s Joy – 2013 – W – Schi – Shannon Prince x White Hill von Mac Owen
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Teil 1 der EM-Berichterstattung mit der Vielseitigkeit. Weitere internationale Ergebnisse im Überblick.