EM 2024: Vielseitigkeit

Pony-Europameisterschaften 2024

Die Königsdisziplin wurde eine Woche nach Dressur und Springen im norddeutschen Westerstede ausgerichtet. Gastgeber war der erfahrene Ammerländer Reitclub, eine feste Größe im nationalen wie internationalen Vielseitigkeitssport. Unter den 45 angereisten Vierbeinern fanden sich 19 Connemara Ponys und Partbreds. Doppeltes Pech für das Team Connemara, dass zum einen die KNHS den Nennungsschluss verpennt hatte und somit keine niederländische Mannschaft teilnehmen durfte und zum anderen das belgische Pony Tullaree Ruby Tuesday leider nicht durch die erste Verfassungsprüfung kam.

Dressur

Im Vorjahr hatten die Deutschen Team-Gold und alle Einzelmedaillen gewonnen, was sie in Verbindung mit der fast schon traditionellen Dominanz in der Dressur zu Favouriten für die Overnight Leadership machte. Doch es kam anders: Die französische Mannschaft mit Connemara Pony Babylon Night Graves, den Partbreds Boston du Verdon und Gimmick du Blonde, sowie dem Poney Francais de Selle Flash des Etoiles nahm die Spitzenposition nach der Dressur ein. Drei Ritte mit weniger als 30 Punkten, darunter die Bestleistung von Ella Rinaldi und ihrem Boston mit 23,9 Punkten, bedeuteten die Führung in Mannschafts- und Einzelwertung. Zwar lieferten drei deutsche Reiterinnen die zweit-, dritt- und fünftbeste Dressur ab, doch gehörten zwei von ihnen mit ihren jungen Ponys nicht zur Mannschaft.

Boston du Verdon – Partbred – 2011 – Salam du Roc x Dame des Vents von Abbeyleix Apollo

Sehr gut auch der elfte Rang für die schwedische Reiterin Lily Herrmann mit Derryhill High Silver Tempo (27,0). Der aussichtsreich mit 32,1 Punkten an 15. Stelle liegende Italiener Giacomo Gardini und sein Baylough Trigger sollten leider im Gelände nach einem Sturz ausscheiden.

Foto des Ponys Baylough Trigger
Baylough Trigger – CO – 2014 – Knockferry Cheeky Boots x Doire Mhanaigh Saoirse von Drimcong Owen (Foto © Jan Frohne)

Die meisten irischen und britischen Teilnehmer*innen fanden sich nach der Dressur in der zweiten Hälfte des Leaderboards wieder und mussten auf Fehler der Konkurrenz hoffen, um sich weiter nach vorne zu arbeiten.

Gelände

Der Samstag war ein schwülwarmer Sommertag mit Unwettervorhersage, die sich auch bewahrheiten sollte. Zum Glück waren alle Ponys sicher im Ziel, als sich nachmittags die himmlischen Schleusen öffneten und das gesamte Gelände zur Seenlandschaft werden ließen. Die im Rahmenprogramm geplanten CCI1*- und CCI2*-Prüfungen mussten allerdings abgebrochen werden.

Pathfinder für die Franzosen waren Tifaniie Villeton und ihr 13-jähriger Schimmel Babylon Night Graves, die fehlerfrei und zwei Sekunden unter der erlaubten Zeit blieben. Ein Auftakt nach Maß für die Bleuets. Ohne Springfehler blieben zwar auch die direkt danach startenden Violalucia Giovannoni (ITA) und der I Love You Melody-Sohn Kingdom’s Melody, doch sie waren deutlich zu langsam. 19,2 Zeitstrafpunkte waren zu verbuchen.

Foto des Ponys Babylon Night Graves
Babylon Night Graves – CO – 2011 – Midnight du Brana x Courbette de Gere von Quioco of Scarpe
Foto des Ponys Kingdom's Melody
Kingdom’s Melody – CO – 2016 – I Love You Melody x Hazy Heather von Fernville Danny (Foto © Jan Frohne)

Kurz vor dem Ziel erwischte es die Irin Isabelle Walsh und ihr Connemara Partbred Lucky for Some: Vorbeiläufer an Sprung 20a und daraus resultierend 20 Punkte plus 5,6 für Zeitüberschreitung. Einen rabenschwarzen Tag hatten Imke Schlütter und Rathcline Dream, Agnese Bottos und Coreen Bella, sowie Imina Mozolewska und The Doctor, die nach Verweigerungen bzw. Reiterstürzen ausscheiden mussten.

Foto des Ponys Lucky For Some
Lucky for Some – Partbred – 2011 – Dunlewey Seamus x Gifted Sister von Classic Cliche xx (Foto © Joyce Kolfschoten)
Foto des Ponys Rathcline Dream
Rathcline Dream – CO – 2010 – Gwennic de Goariva x Andy’s Dream von Andy’s Pride (Foto Equipe-Foto.de)

Matis Cogniet und Gimmick de Blonde, die schon in Kronenberg sehr positiv aufgefallen waren, schafften das Kunststück, exakt in der erlaubten Zeit und ohne Springfehler ins Ziel zu kommen. Damit hatten die Franzosen zwei Teammitglieder sicher im Ziel, während alle anderen in Schwierigkeiten waren.

Connemara Partbred Esquisse de Lamouline und Elisa Mendichi Sardella erhöhten das italienische Punktekonto um lediglich 10,4 Zeitstrafpunkte, während Woody Sammy und Bonnie O’Neill mit einer Nullrunde für Aufatmen im irischen Lager sorgten.

Foto des Ponys Esquisse de Lamouline
Esquisse de Lamouline – Partbred – 2014 – Dancier x Prelude de la Mouline von Vertgalan du Ruere (Foto © Jan Frohne)

Zwei Sekunden zu langsam waren die Britin Arabella Henderson und ihr Partbred Our Billy Eile.

Foto des Ponys Our Billy Eile
Our Billy Eile – Partbred – 2015 – Billy Mexico x Eldorado von Wings of Victory (Foto © Jan Frohne)

Derryhill High Silver Tempo und Kilnaspic Lily haderten beide mit Hindernis 13, das sich als größte Klippe der Strecke erwies. 30,8 bzw. 28 Punkte waren die teure Konsequenz.

Foto des Ponys Derryhill High Silver Tempo
Derryhill High Silver Tempo – CO – 2012 – Tempo Active Atlas x Realt na Mhara von Glenayre Silver Fox (Foto © Jan Frohne)

Den Turbo hatte dagegen der französische Partbred-Hengst Celeste du Montier angeworfen und lieferte eine Nullrunde ab. Er war mit Rosalie Winterholer als Einzelstarter unterwegs, doch Flash des Etoiles und Emma Lemaitre ließen nichts anbrennen und brachten den dritten Nuller für Frankreich ins Ziel.

Foto des Ponys Celeste du Montier
Celeste du Montier – Partbred – 2012 – Tricky Choice du Pena x Epine II von Alhanac

Das ließ die bis dahin führende Ella Rinaldi vielleicht etwas zu sehr entspannen: 13 Sekunden zu langsam und somit mit 5,2 Strafpunkten belastet, rutsche sie auf Rang drei ab.

In der Zeit und ohne Springfehler blieben Jessica O’Ryan und Carhu Melody, der zweite I Love You Melody-Nachkomme im Teilnehmerfeld.

Foto des Ponys Carhu Melody
Carhu Melody – CO – 2014 – I Love You Melody x Lickeen Star von Oisin (Foto © Joyce Kolfschoten)

Sogar 14 Sekunden schneller als erlaubt und damit in der zweitbesten Zeit galoppierten Annabel Ridgway und Akim de l’Arquerie über die Ziellinie. Damit waren sie zu diesem Zeitpunkt das beste Paar für Großbritannien.

Foto des Ponys Akim de l'Arquerie
Akim de l’Arquerie – Partbred – 2010 – Opplala St Hymer x Noisette des Iles von Athys Roco (Foto © Jan Frohne)

Am Ende des Geländetages stand immer noch Frankreich vor Deutschland ganz oben auf dem Treppchen, während Irland sich um drei Plätze auf den Bronzerang vorgearbeitet hatte. Dahinter blieben Belgien und Großbritannien vor Italien und Spanien, deren Konten durch das Ausscheiden von Teamreitern mit 1000 Strafpunkten belastet wurden. Dieses Schicksal sollte auch Belgien am Finaltag ereilen, als ein Pony zurückgezogen wurde und eines im Springen ausschied. Aber der Reihe nach.

Springen

32 Paare hatten es durchs Gelände und die Verfassungsprüfung am Sonntagmorgen geschafft und durften zum abschließenden Springen einreiten. In Führung lag zu dieser Zeit in der Einzelwertung Galco (ISH, 27,9 Punkte) vor Flash des Etoiles (PFS, 29,1 Punkte) und Boston du Verdon (CO PB, ebenfalls 29,1 Punkte). Auch Mas Que Dos (DRP, 29,6 Punkte) und Babylon Night Graves (CO, 29,8 Punkte) lagen noch innerhalb eines einzigen Abwurfs. Viel spannender konnte es also nicht werden. Gestartet wurde wie üblich in umgekehrter Reihenfolge.

Obwohl sie mit den richtigen Distanzen zum Sprung haderten, kamen Kilnaspic Lily und Maisie Greening mit nur 0,8 Zeitstrafpunkten ins Ziel. Derryhill High Silver Tempo und Lily Herrmann leisteten sich hingegen eine eigentlich unnötige Unterbrechung bei Sprung 7, zwei Abwürfe, plus 5,6 Zeitstrafpunkte.

Foto des Ponys Kilnaspic Lily
Kilnaspic Lily – Partbred – 2013 – Woodfield Sammy x Our Queen (Foto © Jan Frohne)

Lucky for Some und Isabelle Walsh kamen vor Hindernis sechs auf einmal aus dem Rhythmus, was der Wallach mit einer Verweigerung quittierte. Zu allem Überfluss f0lgte dann auch noch am letzten Sprung ein Abwurf: 13,2 Punkte! 4,8 Punkte fingen sich Kingdom’s Melody und Violalucia Giovannoni nach einer nicht ganz flüssigen Runde ein, während Here Comes Trouble seinem Namen keine Ehre machte, sondern ohne Fehler ins Ziel kam. Viel besser als die 25,6 Strafpunkte im Gelände!

Foto des Ponys Here Comes Trouble
Here Comes Trouble – Partbred – 2011 – Gwennic de Goariva x Lady Dunguire von Nefeuret (Foto © Joyce Kolfschoten)

Esquisse de Lamouline und Woody Sammy ließen je zweimal die Beine hängen und kassierten dazu noch 2 bzw. 1,2 Strafpunkte für das Überschreiten der erlaubten Zeit. Our Billy Eile hingegen blieb ohne Fehl und Tadel, Carhu Melody erlaubte sich lediglich 0,4 Zeitfehler. Ein Anklopfen in der dreifachen Kombination war zum Glück glimpflich ausgegangen.

Foto des Ponys Woody Sammy
Woody Sammy – CO – 2015 – Woodfield Sammy x Westside Princess von Westside Mirah (Foto © Joyce Kolfschoten)

Je zwei Abwürfe ließen Celeste du Montier und Akim de l’Arquerie ihre Position in der Top 10 verlieren. Auch für das deutsche Team lief es deutlich suboptimal – ohne Streichergebnis rutschte die Mannschaft vom Treppchen.

Die Franzosen hatten alle Teammitglieder in der Top 6, als erstes musste Gimmick de Blonde ran. Der erst 8-jährige Schimmel ist ein toller Springer und kam sicher und ohne Fehler ins Ziel. Er ist zu je einem Viertel Connemara, Welsh und Voll- bzw. Warmblut. Unter seinen Vorfahren finden sich Leadership / Naughty van Graaf Janshof, Machno Carwyn, Laudanum xx und Diarado.

Foto des Ponys Gimmick de Blonde
Gimmick de Blonde – Partbred – 2016 – Tanam de Grangues x Daisy de Blonde von Leadership

Dem bis dahin auf Rang fünf liegenden Babylon Night Graves unterlief ein Malheur im Parcours und Mas Que Dos patzte gleich zweimal: Gimmick de Blonde arbeitetesich auf den vierten Rang vor! Schokolade, wie die Franzosen sagen, war ihm schon sicher. Es folgten die drei besten des bisherigen Wettbewerbs. Boston du Verdon und Ella Rinaldi brachten 0,8 Zeitfehler mit, während Flash des Etoiles fehlerfrei blieb. Damit war es ein Start-Ziel-Sieg und Gold für die Mannschaft, dazu schon sicher Silber und Bronze.

Aber eine musste ja noch reiten, Carla Williamson, die Führende nach Dressur und Gelände. Doch es sollte nicht sein, zwei Springfehler waren für sie und Galco zu verbuchen. Damit war der französische Triumph perfekt: Die vier ersten Plätze im Einzel und Gold mit dem Team!

Ergebnis #Team Connemara

  • Silber: Boston du Verdon
  • Bronze: Gimmick de Blonde
  • 4. Babylon Night Graves
  • 6. Our Billy Eile
  • 7. Carhu Melody
  • 11. Akim de l’Arquerie
  • 14. Celeste du Montier
  • 16. Woody Sammy
  • 20. Esquisse de Lamouline
  • 21. Here Comes Trouble
  • 23. Kilnaspic Lily
  • 24. Kingdom’s Melody
  • 26. Lucky For Some
  • 28. Derryhill High Silver Tempo
  • xx Baylough Trigger
  • xx Coreen Bella
  • xx Rathcline Dream
  • xx The Doctor

Foto des Ponys Coreen Bella
Coreen Bella – CO – 2014 – Clonberne Rebel x Clareview Lorraine von Tulira Robuck (Foto © Jan Frohne)
Foto des Ponys The Doctor
The Doctor – CO – 2008 – Fairyhill Hawk x Anner Banana Boots von Ashfield Miller

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